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slowUp Albula-Pass am 7. September 2025

IMG 8265aDas war ein gigantischer Event vergangenen Sonntag beim slowUp auf den Albula-Pass. Wetter hat super gepasst, Passstraße nur für Velos frei und dann diese beeindruckende Bergwelt in verschiedensten Facetten. Und das den ganzen Tag.

Den Ablauf stelle man sich wie folgt vor: Start kurz vor 10h vom Parkplatz in Flisisur auf 1000m zum 23 Km langen Aufstieg bis zur Passhöhe auf 2315m, für den wir etwas über 2 Stunden brauchten.

Es folgte die Abfahrt nach La Punt Chamues im Engadin, bei der wir auf etwas mehr als 7 Kilometer rund 700 Höhenmeter wieder abgaben. Das war´s. Und dann den ganzen Weg wieder zurück.

Ja, wir waren nur eine kleine Zwei-Mann-Gruppe (Achim Stoll und ich), weil: Das Ganze sehr kurzfristig zu Stande kam. Erst am Samstagabend war klar, dass wir fahren. Außerdem passen auf eine Anhängerkupplung halt mal nur zwei E-Bikes und an unserer Logistik für Auswärtstouren dürfen wir in unserer Gruppe noch etwas feilen.

„Nur“ 60 Kilometer. Hört sich ja erstmal überschaubar an. So und jetzt kommt noch „Butter bei die Fische“.

Km 0 - Filisur

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Die Strecke begann erst moderat, man wollte schon fragen, wann es denn endlich losgeht. Mit der Steigung. Es ging dann sofort los. Und anhaltend.

Schon nach 6 Km das erste große Highlight. Diese Schlucht, dieser Canyon zwischen Filisur und Bergün. Diese Aussicht, dieser „freie Fall“ direkt hinter der Betonbarriere. Das haut Dich einfach um.

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Alles überhängend: Die Felswand. Rechts der Betonbarriere schon auch.

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Kurz zuvor fuhren wir noch auf der Straße da unten rechts.

Ja, es gab reichlich Radfahrer. Alle wollten nach oben. Natürlich viele RennradlerInnen und Mountainbikende. Alles mit und ohne Unterstützung. Junge und ältere Radonneure, alles gemischt. Ich hatte den Eindruck, dass richtig viele Frauen am Start waren.

Tatsächlich fuhr auch ein Einradfahrer den Berg hoch. „What do you do downhill?“ fragte ich ihn, er sprach kein Deutsch. Er müsse auch pedalieren, habe keinen Freilauf. Na ja, wenn es Spaß macht. Nicht ganz so tolerant war ein schweizer Radfahrer der eher verbissenen Art. Er lauschte der Unterhaltung: „Sieht voll Scheiße aus. Das sind die Typen, die um jeden Preis auffallen müssen“. Er zog rasch von dannen.

slowUp

„Das slowUp-Rezept ist so einfach wie überzeugend: Man nehme möglichst breite Straßen in einer attraktiven Landschaft, sperre sie einen Tag für den motorisierten Verkehr und sorge für ein vielseitiges Rahmenprogramm entlang der Strecke.“ So war es. Die Landschaft war extrem attraktiv, das Wetter ebenfalls. Mit den breiten Straßen war es nicht immer so weit her.

Das sonnige Bergün in diesem Hochtal lud zur ersten Pause ein bei Festbetrieb und Musik. Nein jetzt noch nicht. Nach dem Ortsausgang zogen die Steigungsprozente an, die Umgebung war bewaldet und man hörte immer wieder Züge fahren, oberhalb unserer Köpfe. Ständig fuhren wir nun durch Viadukte, größere und kleinere. Der Glacier-Express findet hier seinen Weg nach oben, verschwindet immer mal wieder in einem Tunnel. Das ging so bis Preda, dem großen Bahnhof, gefühlt ohne Ort.

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Die Kehren nahmen kein Ende und von der Passhöhe noch keine Spur. War schön hier hochzufahren. Rennradler zogen an uns vorbei. Die Bäume und das Grün wurden nun weniger, die Landschaft schroffer aber nicht minder beeindruckend, auch der Wind frischte etwas auf. Immer wieder überholten wir Langläufer mit ihren Rollski. "Wie er den wieder nach unten käme", fragte ich einen jungen Sportler. "Die Rollski kämen in den Rucksack und dann ginge es mit den Jogging-Schuhen laufend bergab". Ach was.

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Kurz nach der Mittagszeit war es dann geschafft, die erste und große Steigungsetappe mit 1300 Höhenmeter. Nach 23 Km hatte der Akku nur noch 1/3 Strom. Das kann ja heiter werden.

Viele Leute und großes Hallo auf der Passhöhe. Viele Handies wurden gezückt, zum Photografieren und zum Telefonieren. Erstmal eine Jacke übergezogen, danach genossen wir die Aussicht auf die umliegende Bergwelt, die Freude, dass wir gut oben angekommen sind und unser Vesper aus der Satteltasche.

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Betrieb auf der Passhöhe beim Albula Hospiz (2315m)

Die Abfahrt folgte ins Engadin nach La Punt Chamues-ch auf breiteren Straßen. Machte auch mal Spaß, so zwischendurch. Runter geht es halt schneller als hoch, deshalb waren die 7 Km auch ratz, fatz vorbei. Bei jedem Meter der Abfahrt hatte man im Hinterkopf: Das müssen wir alles wieder rauf und das geht nicht so rassig. Nun denn, wir hatten es so gewollt und wir hatten E-Bikes mit strapazierter Batterie.

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Die Abfahrt nach La Punt Chamues-ch begann erst ganz verhalten im Hochtal....

Im Tal war es wieder sommerlich warm und nachdem wir den Ort gesehen hatten, machten wir uns auf die 2. Etappe, erneut hoch auf den Albula-Pass. Waren jetzt nur noch die halben Höhenmeter. Ob mein Akku reichen würde? Es wurde spannend.

Waren das wirklich so viele Kehren, die wir runtergefahren waren? Offenbar schon.

Inzwischen hatten wir wieder die 2000 Meter-Marke überschritten. Diese Alpe war uns schon bei der Abfahrt aufgefallen und dort kehrten wir nun ein, erfreuten uns an einem wohltuend süßen Apfelstrudel, wunderbar.

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.... nachher ging dann schon die Post ab, wenn man wollte.

250 Höhenmeter noch. Mein Batteriebalken im Display zeigte schon dunkelrot an. Wir gingen es an. Ja, einige der Bio-Biker hatten nun zu kämpfen, andere kurbelten in aller Ruhe Meter für Meter nach oben.

Achim hatte einen schönen Platz für ein Foto ausgemacht, wir hielten kurz an mit Blick ins Tal. An diesem für uns x-beliebigen Punkt fiel uns eine kleine Gedenkstätte auf. Ein Steinsockel mit einer Eisenskulptur, die an den 2023 verstorbenen schweizer Radprofi Gino Mäder erinnert, der offenbar genau hier bei einer Tour-de-Suisse Etappe mit hohem Tempo von der Straße abkam und in das unten liegende Bachbett stürzte mit verheerendsten Folgen. Es hielten immer wieder Leute an und über den Tag sind mir einige Bergfahrer aufgefallen mit rotem Radtrikot und dem weißen Schriftzug #rideforgino.

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An dieser Stelle kam Gino Mäder von der Straße ab.

Gedenkstätte Gino Mäder 02

Gedenkenstein Gino Mäder (26) am Albula-Pass,
Einweihung am 19. Juni 2025.
Todestag war der 16. Juni 2023, einen Tag nach dem Sturz.

Link zu Gino Mäder auf wikipedia

Wir fuhren weiter, überholten einen hartnäckigen Jogger. Nicht mehr weit und die Passhöhe war erreicht. Die warme Jacke wieder montiert. Die Leute wurden weniger auf dem Festbetrieb am Albula-Hospiz. Bei der zweiten Ankunft zeigte mein Akku ein Restreichweite von 3 Km an, er war also leer. Und das nach erst vierzig Kilometer, aber halt 2000Hm. Mann, mann, mann.

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Was jetzt folgte war einfach nur cool: 23 Km Abfahrt auf schöner, kurvenreicher Straße. Ja, das waren wir alles hochgefahren und wollte nun auch nicht mehr enden.

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In Bergün gab es noch einen kurzen Halt, wir entschieden erst in Filisur noch etwas zu trinken. Also auf. Die letzten 6 Kilometer waren ebenfalls eine große Freude.

Km 60 - Filisur

Der Akku wurde nicht mehr gebraucht und auch unten im Tal zeigte er immer noch 3 Km an. Alles gut gegangen.

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Abschluss mit Musik in Filisur bei einer kalten, alkoholfreien Erfrischung.
Wir hatten ja noch einen langen Heimweg.

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Ja, man sollte auf der Straße bleiben, sonst geht´s richtig das Loch runter.

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Tolle Sache bei schönstem Wetter

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Festbetrieb auf dem Marktplatz in Bergün.

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Über 2000m. Im Wald links ist unsere Straße zu erkennen.

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Achim auf 2300 Metern, kurz vor der Passhöhe aus Richtung La Punt Chamues-ch.

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Kurz vor dem Apfelstrudel auf der Alpe im Hintergrund

Teilnehmer

Achim Stoll, Martin Ruppelt

Touren-Klassifikation = L++

L steht heute für die Strecke von 60 Km!
++ steht für die Höhenmeter, von denen es heute etwa 2000 gab

|  Legende zur Tourengröße  |
|  M = bis 40 KM  |  L = bis 80 KM  |  XL = bis 120 KM  |  XXL = größer 120 KM  |
|  +  = größer 1000HM  |  ++  = größer 2000HM  |