Für den Samstag wurde das Wetter eigentlich deutlich besser vorausgesagt. Das hat sich über die Nacht offenbar geändert, denn zur Frühstückszeit hat es draußen gegossen, da hielt es nicht mal der Tischnachbar mit seinem Dalmatiner im Freien aus.
Was könnte man alternativ tun heute? Sogar ein Besuch im Deutschen Museum zu München war ganz kurz auf der Liste. Immerhin zauberte das ausgedehnte Frühstück uns etwas Sonnenschein auf den Tisch.
Also, wir kleideten uns mal ein. In mehreren Schichten für eine möglicherweise feuchte Radausfahrt, aber eher eine kleine Radausfahrt, vielleicht sogar nur eine ganz, ganz kleine Ausfahrt. Satteltasche und Fahrgerät waren parat, Richtung Nord-Osten schlugen wir den Weg ein, nach Babenhausen. Der Blick zum Himmel blieb aufmerksam und gegen halbelf wurde es tatsächlich heller und trockener, hört, hört.
Kaum hatten wir die Stadtgrenze erreicht war das trockene Intermezzo vorüber. Ja, ist zwar nur leichter Regen aber flächendeckend. Der Weg war gut gekennzeichnet und wir hatten gefühlt das gesamte allgäuer Radnetz für uns alleine. Einzig ein junger Gravel-Backpacker ist uns entgegengekommen, sogar in kurzen Radhosen. Das wäre uns heute nicht in den Sinn gekommen.
Verschiedenste wichtige Themen gab es unterwegs zu besprechen, so dass wir nicht sofort wahrnahmen wie aus dem leichten Landregen zwischenzeitlich ein schwerer Landregen wurde. Die gute Nachricht: Es war von den Temperaturen her so leidlich und unsere Regenausstattung hielt dem Ganzen stand.
In Babenhausen suchten wir nach den beschriebenen Highlights wie dem Marktplatz und dem Fuggerschloss, dem Badebereich Bockweiher und natürlich dem Biergarten beim Rössle. War alles nicht so der Brüller heute. Dafür fanden wir bald die alte Bahnstrecke, die als asphaltierter, ruhiger Radweg wunderbar funktionierte bis nach Kellmünz an der Iller.
Man beachte die fast unendliche ehem. Bahntrasse
Tatsächlich war plötzlich kein Niederschlag mehr zu spüren. Wir überquerten die beiden Flußläufe der Iller und fanden uns plötzlich wieder in Baden-Württemberg. Noch vier, fünf Kilometer bis zum Franziskanerinnen-Kloster Bonlanden. Florian, der mit seiner Frau hier wohnt und arbeitet gab uns den Tip. Hier soll es ein ansprechendes und gar trockenes Café geben mit einem noch schöneren Kuchenbüffet. Und ja, er hatte nicht zu viel versprochen. Wir genossen erst die Aussicht auf die Auslage und taten uns schwer bei der Qual der Auswahl.
Eine gute Wahl.
Bis wir uns auf den Weg machten, war der Saal inzwischen komplett gefüllt mit Gästen und unser freigewordener Platz rasch belegt. Es dauerte etwas bis wir alle Schichten übergezogen hatten. Der Niederschlag hatte sich erneut im gewohnten Maß eingependelt.
Und weiter geht es in den Regen
Eine nasse Steigung erwartete uns. Genau das Richtige um unseren trägen Kreislauf nach den üppigen Gaumenfreuden auf Touren zu bringen. Wald, Wiesen, ein Weg wie eine alte Bahntrasse und tiefhängende Wolken. So ging es bis Rot an der Rot mit den auffälligen Kirchenbauten.
Auffällig war ebenfalls das große Europaletten-Werk am Ortseingang mit dem durchaus angenehmen Duft von frisch gesägtem Holz und einer feuchten Note im Abgang. Die Kirche St. Verena selbst ist die Klosterkirche des ehemaligen Klosters Rot an der Rot.
Rot an der Rot
Vor Ort angekommen kam uns ein historisches Pferdegespann entgegen. Hatte schon ordentlich Dung auf der Straße liegen lassen. Das Gespann gehörte wohl zur Gesellschaft der eben stattfindenden Hochzeitsmesse in der Klosterkirche, derem Orgelspiel wir von außen lauschten. Der Apéro auf dem Kirchplatz war in voller Vorbereitung. Einzig: Das stellt man sich an einem 2. August natürlich etwas sommerlicher vor. Schade, wir hätten es dem Brautpaar - unbekannterweise - gegönnt.
Den Ort verließen wir über eine ordentliche Steigung und einem letzten Foto. Weiter ging es auf einer langen geraden Straße hinein in den unwirtlichen, tropfenden, dunklen Wald. Hätte mich nicht gewundert, wenn wir noch am Hexenhaus bei Hänsel und Gretel vorbeigekommen wären. Die folgende Lichtung gab den freien Blick ins Tal nach Memmingen frei. Von der Stadt war nicht allzu viel zu sehen.
Einmal noch über die Iller. Das Navi zickte etwas, zeigte komische Pfeile an. Es war eine Eisenbahnbrücke mit einem zusätzlichen Überweg für Fußgänger. Aha, nicht barrierefrei. Heißt: Die Fahrräder durften treppauf, treppab getragen werden. Nicht optimal, aber machbar. Dann war es auch nicht mehr weit bis in die Altstadt. Ein Fußgänger winkte uns freundlich zu, hatte sichtlich Freude daran, wie wir Radfahrer dem Regenwetter trotzen.
Im Hotel schoben wir die nassen Räder vorbei an der Rezeption auf unseren unorthodoxen Standplatz in der Lobby, coole Sache. Knapp 70 Km, rund 400 überschaubare Höhenmeter, reichlich Regen und durchgehend gute Laune. Heiße Dusche, frische Kleider, kurze Siesta. Karlheinz hatte für den Abend reserviert, irgendwo in der Altstadt, war wieder wunderbar. Das war der Tag, ein schöner Tag mit einer gar nicht mal so kleinen Tour.
Vom Marktplatz auf dem kurzen Dienstweg entlang dem Kanal zum Weinmarktplatz ins "Moritz".
Morgens vor dem Hotel. Sollen wir tatsächlich starten?
Ja, wir machen nur eine ganz, ganz kleine Tour.
Radweg auf der alten Bahntrasse
Kurz vor Kellmünz und der Iller
Beim Kloster Bonlanden
Heute in der Regenkombi. Hat gehalten.
Musste halt sein. Tragen des E-Bikes. Natürlich auch das der Mädels.
Die Gelbtöne stimmen nicht ganz. Ansonsten aber gut zu sehen.